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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 9

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 9 stellen insgemein die Erdkugel so vor, als ob ste mi» ten durchschnitten wäre, in zwei Halbkugeln oder Hemisphären neben einander liegend. Nimmt man an, daß dieser Durchschnitt der Erdkugel dem ersten Meridiane folge: so heißt die Halbkugel, auf welcher die Grade des Aequators ostwärts zu zählen begon- nen sind, eine östliche, die andere eine westliche. Folgt aber jener Durchschnitt der Erdkugel dem Aequa- tor, so heißt die Halbkugel, welche den Nordpol ent- hält, eine nördliche, die andere mit dem Südpol eine südliche. Die Univ ersal charlen enthal- ten die Abzeichnung eines ganzen Erdtheiles, die Ge, neralcharten die Abzeichnung eines ganzen Landes und die Specialcharten die Abzeichnung eines Landestheiles. Eine Sammlung von Landcharlen heißt Atlas. Maaße. Meilen. §.17. Um kleinere Flächen zu messen, bedient man sich als Maaßes, des Fußes, der Klafter und der Ruthe. Sechs Fuß machen eine Klafter, und 10 auch 12 Fuß eine Ruthe; bei größeren Flächen bat man zum Maaße Meilen, deren jedoch eine große Verschiedenheit ist. In der Geographie gebraucht man gewöhnlich geographische Meilen, deren 15 auf einen Grad des Aequators gerechnet werden, und deren Größe fast 24,000 Fußen oder 12,000 Schrillen gleich ist, so daß ein Mensch, bei einem gewöhnlichen Schritte einen solchen Raum etwa in zwei Stunden Zeit zurücklegen kann. Eine Fläche, die eine Meile lang und eine Meile breit ist, heißt eine Quadrat- meile. „ Größe der Erde. §. 18. Die Erde hat um den Aequator herum einen Umfang von 6400 Meilen. Wer also in gera, der Linie um dieselbe herum reisen wollte, und alle Tage 5 Meilen zurücklegte, würde 1080 Tage oder beinahe 8 Jahre brauchen. Die ganze Oberfläche der Erde beträgt nicht völlig 9 Millionen 300 tausend Ouadratmeilen.

2. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 15

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 15 und wahrscheinlich am größten in dem großen Welt- meere. Das Wasser desselben ist nicht trinkbar, da es einen ekelhaften salzigen und bittern Geschmack hat. Gewöhnlich sieht das Meer bläulich-grün aus, doch geht diese ihm eigenthümliche Farbe oft auch in andere Farben über. Eine der merkwürdigsten und schönsten Erscheinungen des Meeres ist das Leuchten desselben zur Nachtzeit, besonders in den wärmeren Gegenden, wo die ganze Oberfläche, so weit das Auge sieht, in vollem Feuer zu stehen scheint. Das Meer ist selten ganz ru- hig, sondern befindet sich gewöhnlich in einer mehr oder we- niger bemerklichen Bewegung, welche von den Winden verursacht wird und der Wellenschlag heißt. Ze mehr der Wind an Stärke zunimmt, desto größer wer, den die Wellen. Außerdem hat das Meer Strombe, wegungen oder Strömungen, indem es im Allge, meinen von O. gegen W. strömet, und dabei noch be« sondere Strömungen hat, auf welche die Gestalt und Beschaffenheit des Meeresgrundes und der Küsten groß- ßen Einfluß haben. Eine merkwürdige Bewegung des Meeres ist auch das täglich zweimal zu bestimmten Zeiten geschehende Steigen und Fallen des Meeres. Sechs Stunden steigt das Wasser und sechs Stunden fällt es wieder. Zenes nennt man die Fluth, dieses die Ebbe. In einigen engen, durch Inseln und Klip- pen eingeschlossenen Meeresgegenden bemerkt man kreis- förmige, wirbelnde Bewegungen des Wassers, die Stru, del, Wirbel heißen. Seen. Sümpfe. Moore. §. 27. Außer der ungeheuren Wassermasse des Meeres, welches fast f von der Oberfläche der Erde be, deckt, nimmt auch die Wassermenge in Seen, Quellen, Bächen, Flüssen und Strömen einen beträchtlichen Theil des Landes ein. Landseen nennt man bedeutende Wassersammlungen, die von allen Seiten mit Land um- geben sind, und deren Wasser keinen merklichen Lauf, oder wenigstens eine viel langsamere Bewegung als das Wasser in Flüssen hat. Viele nehmen auch Flüsse auf und lassen sie wieder von sich ausfließen. Seen in der Nähe des Meeres, die durch eine enge Oeffnung un- mittelbare Verbindung mit demselben haben, heißen

3. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 21

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 21 welch« die letzten Zweige weit von einander entfernter Gebirge verknüpfen. Dieser Zusammenhang der Gebirge erstreckt sich auch über die Meere vermittelst der Grup- pen und Reihen von Inseln, welche als die Spitzen der auf dem Seegrunde fortstreichenden Gebirgszüge zu betrachten sind. Atmosphäre oder Dunstkreis. §. 89. Die Erde ist ringsum mit Luft umgeben. Der Theil derselben, in welchen die Ausdünstungen der Körper von der Erde aufsteigen, heißt die Atmvsphä« re, der Dunstkreis, die Dunstkugel. Wie hoch sich dieselbe über die Oberfläche der Erde erstrecke, läßt sich nicht mit Zuverlässigkeit bestimmen. Gewöhnlich wird die Höhe derselben auf 7 bis 8 Meilen angenommen. Luftzeichen oder Meteore. H. 40. Unaufhörlich steigen von dem Lande und Wasser, von Pflanzen und Thieren, Theilchen als Dün- ste und Dämpfe in die Atmosphäre, und verursachen mancherlei und merkwürdige Lufterscheinungen, die man Luftzeichen oder Meteore nennt, und gewöhnlich in wässerige, glänzende und feurige eintheilt. Zu den ersten gehören: Nebel, Wolken, Thau, Reif, Regen, Schnee und Hagel. Sobald die in der Luft vorhandenen Wasserkünste anfangen in tropfbar flüssiges Wasser überzugehen, so werden sie sichtbar. Die ersten Erscheinungen, welche hieraus entstehen, sind der Jee- bel und die Wolken. Unzählige äußerst kleine Was- serbläschen bilden den Nebel, der sich in der untern Luft verweilt, während die Wolken, welche ihrer Beschaffen, heit nach nicht wesentlich von dem Nebel verschieden sind, sich in einer höhern Luftgegend erhalten. So bald die in tropfbar flüssiges Wasser verwandelten Wasserbläschen der Molken sich ihrer Schwere wegen nicht mehr in der Luft schwebend erhalten können, sondern zur Erde herab, fallen: so nennt man diese Erscheinung Regen. Fällt bei einem Regen das Wasser nicht mehr tropfenweise, sondern gleichsam in Strömen oder in zusammenhängen- der Masse herab, so nennt man diese Erscheinung einen Wolkenbruch. Der Schnee entsteht, wenn bei

4. Bd. 3 - S. 247

1838 - Eisleben : Reichardt
Westindien. 247 Medizin gebraucht. Der Wunderbaum erreicht eine Höhe von 8 bis 15 F. und hat seinen Namen theils wegen seines schnellen Wachs- - thums theils weil man früher von ihm fabelte, daß er die Pflanze gewesen sey, welche in Ninive in einer Nacht zu einem Baume auf- schoß, um dem Propheten Jonas Schatten zu gewahren. Der weiße Zimmetbaum oder Weißer Kanellbaum ist besonders in Jamaica einheimisch, doch auch in Südamerika und wird 30 F. hoch. Seine glatte, weiße, sehr scharfe, gewürzige Rinde hat etwas von dem Aromatischen des Zimmets und der Hitze des Pfeffers und wird unter dem Namen weißer Zimm et als Gewürz an Spei- sen und auch in der Medizin gebraucht. Unter wie wunderbarsten Erscheinungen der Natur gehört der Manglebaum, Wurzelbaum, von den Engländern Mangrove genannt, welcher vornehmlich an den sumpfigen Ufern der Flüsse in der Nähe des Meeres, wo seine Wurzeln mit Salzwasser in Berüh- rung kommen können, daher auch an flachen leicht zu überschwemmen- den Meeresküsten tropischer Gegenden, besonders in Ost- und West- indien, Guayana rc. 20 bis 30 F. hoch wachst und eine braungelbe, bitter schmeckende Rinde, längliche, lederartige Blätter, eine kleine gelbliche Blume, eine keulenförmige, holzige, lederartige Frucht und ein feinkörniges Holz hat, das hauptsächlich zu Angelruthen, Spazierstöcken, Pfeilen rc. verarbeitet wird. Es kann nichts Seltsameres geben, als den Anblick eines Manglebaumes. Aus dem Stamme gehen nach allen Seiten lange Äste mit hellglänzenden Blättern bedeckt, welche fast \ F. lang werden. Die Wurzeln bilden auf dev Oberfläche des Wassers ein grobes Flechtwerk, das so dicht und fest ist, daß man ohne Gefahr darüber hinweggehen kann. An diesen Wurzeln setzen sich eine Menge Austern an, welche bei niedrigem Wasserstande von den vorbeifahrenden Schiffern mit leichter Mühe abgenommen werden können. Über dem Wurzelgeflecht erhebt sich sodann der Stamm des Baumes, der die Eigenschaft hat, daß sich die Zweige zur Erde herab- senken, in schlammigem Boden Wurzeln schlagen und neue Stamme bilden, die über dem Wasser so dicht mit einander verschlungen sind, daß sie gleichsam netzförmige kleine Lauben und Jrrgänge, ein undurch- dringliches Gebüsche bilden, durch welches nur eine Schlange oder eine Eidechse hindurchschlüpfen kann. Schon der Same beginnt bei feuch- tem Wetter an zu keimen, während die ihn einschließende Frucht noch an den Ästen hängt, indem an der untern Spitze der Frucht allmäh- lig eine zarte Faser hervorkommt, die 10 bis 12 Zoll lang wird und endlich mit der Frucht abbricht, wo sie dann in den Schlamm am Fuße des Baumes fällt und sogleich Wurzel schlägt, wenn auch das Wasser gegen 6 Zoll darüber sieht. So entsteht oft aus einem ein- zigen Baume in kurzer Zeit ein ganzer Wald, der einen merkwürdigen Anblick gewährt. Ein sehr giftiger in Westindien wachsender Baum ist der Man-

5. Bd. 3 - S. 252

1838 - Eisleben : Reichardt
252 . Amerika. Zwischenräumen von Erdschichten unterbrochener Pechstriche *) bildet. Ist man einige tausend Schritte von dem Meeresufer über einen sanften Abhang aus Pechgrund hinaufgegangen, so erreicht man den Pechsee, der ohngefahc 1000 Schritte lang und 120 breit (nach An- dern l Stunde lang und eben so breit) ist und ssich durch seine Mannigfaltigkeit und Veränderlichkeit auszeichnet. Gruppen von schö- nen, blühenden Staudengewachsen, Büschel von wilden Ananas und Aloe, Schwarme von prächtigen Schmetterlingen und glanzenden Ko- libris beleben die vielen kleinen darin befindlichen Inseln. An ver- schiedenen Stellen zeigen sich tiefe Spalten oder 6 F. tiefe Risse und Klüfte, die mit vortrefflichem klarem Wasser gefüllt sind und öfters eine große Menge von Fischen enthalten. Diese Kanäle andern sich beständig; der welcher heute 8 bis 10 F. Tiefe hatte, ist vielleicht morgen mit festem Erdpech angefüllt, und andere öffnen sich wieder da, wo man nur eine feste Masse von Pech wahrnahm. Oft findet man da, wo am Abend eine kleine Insel sichtbar war, am folgenden Morgen einen Schlund, und an einer andern Stelle taucht eine Erd- pechinsel auf, welche sich mit der üppigsten Vegetation schmückt, um dann wieder in die Tiefe zu versinken. Das Pech ist nicht auf die- sen See beschrankt, sondern es finden sich auch Lager unter dem Meere. So ist z. B. zwischen Point Naparima und Kap Brea eine ausgedehnte Pechbank nur 10—12 F. unter dem Meerwasser, die man gewöhnlich an einem starken unangenehmen Geruch und an ei- nem Fetthäutchen auf der Oberflache erkennt. Dieser Pechsee besteht, außer zahlreichen Wasserpfuhlen und den tiefen, gleichfalls mit Wasser gefüllten Spalten und Rissen, aus Pech, das nach den Spalten und Rissen zu urtheilen, sehr tief zu seyn scheint, und hart genug ist, daß es einen Menschen tragt, wird aber durch die Hitze der Sonne etwas weicher, so daß manchmal Personen in geringer Entfernung von einander verschwinden, indem sie in die durch ihre eigenes Gewicht gebildeten Löcher einsinken. Das Pech ist eine schwarze oder grauliche feste Masse, die in ebene Stücke bricht und sich leicht mit einem Messer ritzen läßt. Das Innere erscheint ölig und blasenförmig. Bei einem hohen Grade der Hitze schmilzt es unvollständig in eine weiche Masse, die mehr einer weich gewordenen *) Im Meere, in der Nähe des Kaps Brea, ist ein Schlund oder Srru- del, der bei stürmischem Wetter das Wasser 5 bis b F. in die Höhe hoch wirst und jedesmal eine bedeutende Menge Stein- oder Bergöl ausspeiet. Ein ähnlicher Strudel befindet sich an der Ostküste der Insel in der Bucht Mayaro, worin jedes Jahr in den Monaten März und Junius einige Verpuffungen entstehen, die dem Knalle einer Kanone oder dem des Donners gleichen. Diese Erscheinung ist mit Flammen und Rauch begleitet, die dann aus den Abgründen herauf« steigen; und einige Minuten nachher wirft der Strudel Stücke von schwarzem Erdpcch, das wie Eagat glänzt, an die Küste.

6. Bd. 3 - S. 293

1838 - Eisleben : Reichardt
Colom bische Republiken. 293 Schneefluth ergoß, wurden durch die Menge der Baume und anderer Gegenstände in ihrem Laufe gehennnt, und traten aus ihren Ufern, alles verheerend. Das Bette des Flusses Tacunga war nicht groß genug, um die in ihn einströmende Menge von Gegenständen zu fas- sen, und ein Theil der Stadt Tacunga, fo wie der umliegenden Ge- gend wurde zerstört. Drei Tage lang dauerte der Ausbruch mit gleicher Gewalt fort. Die Erderfchütterungen nahmen zu, das Wasser schwoll immer höher, und wo dieses nicht hingelangte, wütheten vernichtend die feurigen Lavaströme. Die Bewohner der Städte Ouito, Tacunga, Hambato, Riobamba und der umliegenden Dörfer sahen ihrem Ver- derben entgegen, als plötzlich am fünften Tage die Feuersaule bis auf den letzten Funken verschwand, und wenige Stunden darauf auch nicht einmal mehr Rauch aus dein Krater aufstieg. Nun hofften die be- stürzten Einwohner, daß aller Brennstoff in dem Cotopaxi aufgezehrt sey, und daß sie hinführo sicher vor der Wuth dieses verderblichen Fein- des bleiben würden. /Doch schon im Monat Mai 1744 öffnete sich das unterirdische Feuer in der Seitenwand des Berges drei Auswege und ununterbro- chen bis zum November desselben Jahres brachen die Flammen daraus hervor. Diesmal wurden ungeheure Massen von Asche ausgeworfen, welche die am Cotopaxi entspringenden und in den Marañon gehenden Flüsse Ñapo, Alagues und Cotuche, fo wie den Marañon selbst auf einer Strecke von 60 M. schlammig und sumpfig machten. Am 4. April 1766 fand abermals eine Explosion Statt, wobei der wirbelnde Aschen- regen fo lange anhielt, daß für eine große Strecke das Licht der Sonne verfinstert ward, und die Einwohner in den benachbarten Städten und Dörfern genöthigt waren, Nachmittags von halb 2 Uhr an bis zum folgenden Morgen Lichter zu brennen und auf den Straßen sich der Laternen zu bedienen. Im I. 1803 geschah wieder ein Ausbruch, nachdem Flammen, Rauch und Dampfe feit 20 Jahren nicht aufgehört hatten, sichtbar zu seyn. In einer einzigen Nacht wu'ij" die Thätigkeit des unterir- dischen Feuers mächtig genug, um die Oberfläche des Berges zu ei- nem solchen Grade zu erhitzen, daß die ganze ungeheure Masse voir Eis und Schnee, mit der er bis zu einer unermeßbaren Tiefe bedeckt war, schmolz und zwar bis zu einer Höhe von nicht weniger denn 4000 F. über der beständigen Schneegränze. Bei Sonnenaufgang mn folgenden Morgen war der ganze Kegel von seiner gewöhnlicheir Vchneebedeckung entblößt und der Berg stand mit seinen nackten, dun- kelbraunen Felfenwanden da. Doch war diesmal der gestiftete Scha- den nicht so beträchtlich und betraf bloß einzelne Hauser und Stücke Vieh, die durch das plötzliche Anschwellen der Gewässer fortgerissen wurden. Humboldt berichtet, daß er damals das furchtbare Tosen des Vulkans gleich den wiederholten Abfeuerungen einer Batterie in Guaya- quil, welches 32 M. in gerader Linie von dem Krater entfernt ist,

7. Bd. 3 - S. 296

1838 - Eisleben : Reichardt
296 Amerika. versehen. Einige Arten der Gürtelthiere rollen sich im Schlafe ganz zusammen, um ihre verwundbaren Theile, im Falle sie angegriffen werden, durch ihren Panzer zu decken. Es sind ruhige, unschädliche Thiere, die sich von Wurzeln, Würmern und Insekten ernähren. Ihr Fleisch wird für einen Leckerbissen gehalten und soll der Farbe und und dem Geschmacke nach mit jenem des Kaninchens Ähnlichkeit haben. Auch wühlt sich das Armadill gleich dem Kaninchen in den Erdboden ein. So wie es verfolgt wird, grabt es sich eine frische Höhle, wenn es von seiner alten zu weit entfernt ist; bis zur Hälfte in dieselbe eingegraben, wird es sich eher seinen Schwanz ausreißcn lassen, als daß es sich herausziehen laßt. Die Indianer kitzeln es an demselben mit einem kleinen Stocke, wodurch sie es dahin bringen, seinen Schlupfwinkel zu verlassen, und es dann gefangen nehmen. Die Armadille bewohnen offene Felder, Gebüsche, den Saum aber nicht das Innere der Wälder; leben ungesellig in vier bis 7 F. tiefen Höhlen und gehen in unbewohnten Gegenden auch am Tage heraus; verändern ihren Aufenthalsort der Nahrung wegen oft und graben sich häufig neue Höhlen; ihr Gang auf der Erde ist langsam und ein Hund oder ein Mensch kann sie leicht einhohlcn: desto schnel- ler graben sie sich mit ihren starken Vorderfüßen ein, so daß sie in 3 Minuten schon einen Gang langer als ihr Körper gegraben haben, selbst in festem Boden. Sie lassen sich leicht zahmen, werden aber wegen ihrer Neigung zum Graben selten im Hause gehalten. Ihre Vermehrung ist sehr stark. Sie geben den Bewohnern ihres Vater- landes das gemeinste und schmackhafteste Wildpret und werden allge- mein gegessen. Das Fleisch ist weiß und fett. Man bratet oder röstet es, und zwar muß dabei der Panzer des Thieres selbst die Bratpfanne abgeben. Die jungen Thierchen, welche das Weibchen in den Höhlen verborgen halt, sind allerliebst und ihre Farbe mehr weißlich, als die der alten. Man kann sie leicht lebend erhalten und selbst nach Eu- ropa bringen; sie müssen jedoch feste Behältnisse haben, weil sie sich sonst durchgraben. Eine Stimme hört man nicht von ihnen. Das Armadill mit 3 Gürteln ist 1 Fuß lang und in der Mitte etwa 6 Zoll breit; das mit 6 Gürteln etwas größer; das große mit 12 bis 13 Gürteln ist 3 F. lang, ohne den Schwanz. In dem westlichen, von den Anden besetzten Theile der Eolom- bischen Republiken Neugranada und Ecuador, so wie überhaupt in allen Landern Südamerikas, vom Äquator bis zur Magellansstraße halt sich auf der ganzen Gebirgskette der Anden, aus den mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln derselben der Condor, Greisgeier auf, und kommt nur, wenn er vom Hunger auf das Äußerste gequält wird, in die Ebenen herab. So oft Humboldt, dem man erst die richtigere Kennt- niß der Naturgeschichte dieses lange Zeit hindurch in Europa nur un- vollständig gekannten Vogels verdankt, bei seinen Reisen auf die Anden

8. Bd. 3 - S. 304

1838 - Eisleben : Reichardt
304 Amerika. als Wilde betrachtet werden. Um ihre Berauschung bis zu einer Art Wuth zu treiben, in welcher sie dann die ärgsten Ausschweifungen, Mordthaten, Menschenfcaß rc. begehen, bereiten sie aus der Acacia Niopo ein Schnupfpulver, welches Wahnsinn und Betäubung her- vorbringt. Caracas, die Hauptstadt der Republik Venezuela, hat eine malerische Lage, am Fuße des 8100 F. hohen Pico de Silla, in ei- nem der herrlichen Thäler von Aragua, das sich 3 M. von W. nach O. in der Cordillera von Venezuela erstreckt und an beiden Seiten mit hohen Bergen eingefaßt ist. Die Stadt, welche von 4 kleinen Flüssen bewässert wird, liegt mehr als 2700 F. über dem Meere und hat durch diese hohe Lage ein angenehmes Klima und eine reine, ge- sunde Luft. Entzückend ist die Aussicht auf das Gebirge, in dem der Silla mit seinen beiden domförmigen Felsengipfeln als höchster Punkt sich erhebt. Die Straßen der Stadt sind in gerader Linie angelegt, breit, gut gepflastert und reinlich und durchschneiden einander in rech- ten Winkeln. Die Hauser, von denen viele hübsche Gärten haben, sind größtentheils nur ein Stock hoch. Gegenwärtig hat Caracas etwa 30,000 E., wahrend vor dem furchtbaren Erdbeben die Zahl der- selben sich auf 50,000 belief. Diefes Erdbeben war 1812 den 26. März, an dem grünen Donnerstage, wo das Volk größtentheils in den Kirchen sich versammelt befand. Nichts schien das drohende Unglück zu verkünden. Die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Sie- den Minnten nach 4 Uhr Nachmittags verspürte man die erste Er- schütterung, welche 5 bis 6 Sekunden anhielt. Unmittelbar darauf folgte eine zweite von 10—12 Sekunden, während welcher der Erd- boden in beständiger Wellenbewegung wie eine Flüßigkeit zu kochen schien. Schon glaubte man die Gefahr vorübergegangen, als sich ein heftiges, unterirdisches Rollen hören ließ. Es glich dem Rollen des Donners, war jedoch stärker. Dem Donner folgte unmittelbar eine senkrechte, 3 bis 4 Sekunden anhaltende Bewegung, welche von einer etwas länger dauernden wellenförmigen begleitet ward. Die Stöße erfolgten in entgegengesetzten Richtungen von N. gegen S. und von O. nach W. Dieser Bewegung von unten nach oben und diesen sich durchkreuzenden Schwingungen vermochte nichts zu wiederstehen. Die Stadt Caracas ward gänzlich zu Grunde gerichtet. Tausende ihrer Bewohner (9—10,000) fanden unter den Trümmern der Kir- chen und Häuser ihr Grab. Noch hatte die Prozession ihren Umgang nicht eröffnet, aber das Hinströmen zu den Kirchen war so groß, daß gegen 3—4000 Personen unter dem Einsturz ihrer Gewölbe erdrückt wurden. Zwei Kirchen, die mehr als 150 F. Höhe hatten und de- ren Schiff durch 12—15 F. dicke Pfeiler getragen ward, lagen in einen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht über 6 F. Höhe hatte, und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Pfeilern und Säulen fast keine Spur mehr kennbar blieb. Ein Ne-

9. Bd. 3 - S. 395

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 395 Zu gewisser Jahrszeit erscheinen auch truppweise an den Küsten Patagoniens See-Elephanten oder Rüsselrobben, eine Art Robben, die bei ihrer Ankunft eine Specklage von wenigstens 10 Zoll Dicke haben. Der oben angeführte Weddel verweilte 3 Monate lang an der Küste Patagoniens, um sich mit dem Fang dieser Thiere zu beschäftigen. Sie sind die größten aller Robben, und sind leicht, be- sonders am Lande, zu todten. Wegen ihrer großen Menge thranigen Specks werden sie sehr gesucht. Hat man deren eine Anzahl getödtet, so wird der Speck, mit dem sie bekleidet heruntergeschnitten, geschmol- zen zu Thran verwandelt und in Fässer gefüllt. Derselbe Brittische Seefahrer Weddel, der auf seiner Reife in das südliche Polarmeer 1823 die Inselgruppe Neu-Süd-Shetland be- suchte und daselbst an 2000 See-Elephanten fing, theilt folgende Nachrichten von der Naturgeschichte und Lebensweise dieser Thiere mit: Das Männchen hat an der Nase eine knorpelige Hervorragung von 5—6 Zoll Lange, welche einigermaßen dem Rüssel eines Elephanten gleicht und daher dem Thiere seine beiden Namen See-Elephant und Rüssel- robbe verschafft hat. Die größten See-Elephanten, welche er zu Ge- sicht bekam, waren Männchen von nicht weniger als 24 F. Lange und 14 F. Umfang; die Weibchen sind gewöhnlich um } kleiner. Jene rüffelahnliche Hervorragung ausgenommen gleichen die Sce-Ele- phanten im übrigen Körperbau fast ganz den gemeinen Robben; nur in Bezug auf die Lebensweise unterscheiden sie sich zum Theil von denselben. Die Männchen kommen gegen Ende Augusts oder Anfang Septembers ans Land und ihnen folgen diesen ganzen Monat bis in die erste Hälfte des Oktobers die Weibchen, welche hier Junge werfen und aufziehen. Anfangs sind einzelne Männchen so fett, daß 3—4 eine Tonne Thran geben; im Durchschnitt aber rechnet man von bei- den Geschlechtern 7 auf die Tonne. Da sie wahrend ihres Aufent- halts an der Küste keine Nahrung zu sich nehmen, so werden sie bis zur Mitte des Dezembers sehr mager und die ganze Familie begiebt sich nun, weil auch die Jungen nunmehr schon ins Waffer gehen können, wieder ins Meer. Um die Mitte des Januars kommt eine zweite Heerde ans Land, in der Absicht, die Zeit der Harung hier zu überstehen. Im März folgt auf diese eine Heerde junger, aber nun ausgewachsener Männchen, welche sich gleichfalls härt. Erst zu Ende des Aprils begeben sich alle zusammen wieder ins Wasser. Sehr auf- fallend ist die Unthätigkeit und außerordentliche Trägheit der See- Elephanten, so lange sie auf dem Lande leben, während sie im Wasser äußerst lebhaft und gewandt sind. Man weiß, daß sie die Boote am Landen verhindert haben, wenn die Leute keine Feuergewehre bei sich hatten,^ und ein mit einer Lanze gestochenes Thier greift das Boot mit der größten Wuth an. Liegt der See-Elephant am Ufer, so macht er, vom Tode bedroht, selten einen Versuch, ins Wasser zu springen, sondern er liegt still, erhebt den Kopf, blickt seinen Feind an und

10. Bd. 3 - S. 477

1838 - Eisleben : Reichardt
Guia na. 477 kelchs 1 Zoll dick und mit schwarzen, biegsamen Stacheln beseht. Der Kelch ist 4blätterig und jedes non den Blattern über 7 Zoll lang und unten 3 Zoll breit; .sie sind dick, inwendig weiß, auswendig roth- braun und stachlich. Der Durchmesser des Kelchs betragt 12—13 Zoll, und auf ihm ruht die prachtvolle Blume, welche, wenn sie ganz ausgebildet ist, mit ihren Hunderten von Blattern vollkommen den Kelch bedeckt. Wenn die Blume aufblüht, ist sie weiß mit Roth in der Mitte, und diese Rothe verbreitet sich immer mehr über die ganze Blume, je länger diese blüht. Um den Reiz der Blume noch zu erhöhen, verbreitet sie einen äußerst lieblichen Geruch. Wir fanden später diese Blume häufiger, und je weiter wir hinaufkamen, desto prachtvoller wurden die Exemplare. So maßen wir unter andern ein Blatt, das 6 F. 5 Zoll im Durchmesser, einen 3 Zoll hohen Rand hatte, und dessen Blume 13 Zoll im Durchmesser maß. Sehr schädlich wird dieser Blume ein Käfer, welcher den innern Theil gänz- lich zerstört; wir bemerkten wohl 20 bis 30 dieser Insekten in einer Blume." Unter den in Guiana lebenden Thieren ist besonders zu bemer- ken die Pipa oder Tede, eine Art Kröte, die sich vorzüglich in der Niederländischen Kolonie Surinam aufhält und daher auch die Su- rinamische Kröte heißt. Dieses der Kröte ähnliche Thier ist je- doch von ihr durch ihre beträchtlichere Größe, ihren abgeplatteten Kör- per, breiten, dreieckigen Kopf und besonders durch die Art der Fort- pflanzung verschieden. Letztere hat sie zu einem Gegenstände der all- gemeinen Bewunderung gemacht, und in der That ist sie auch, so viel man weiß, einzig in der Natur und sonderbar genug. Wenn nämlich das Weibchen die Eier gelegt hat, so streicht dieses das Männ- chen dem Weibchen auf dem Rücken und befruchtet sie, worauf die Haut des Weibchens, das nun ins Wasser geht, anschwillt und Zellen bildet, in welchen die Eier in Zeit von fast 3 Monaten ausgebrütet werden. Die daraus entstandenen Jungen gehen, wie unsere Frösche, durch eine Art von Verwandlung und verlassen erst den Rücken der Mutter, nachdem sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben. Das Weibchen geht alsdann aufs Land zurück und die Haut erhält nach und nach ihre natürliche Gestalt wieder. Die Anzahl der Jungen, die auf diese Weise zur Welt kommen, beläuft sich zuweilen über 100 (denn man zählt gegen 200 solcher Zellen auf dem Rücken eines Weibchens). Uebrigens lebt d'e Pipa an sumpsigen Örtern, in dem Dickicht der Wälder, und ist nicht giftig, obgleich ihr Äußeres etwas Widriges hat und ihr Anblick Ekel und Abscheu erregt. Von den Indianer-Völkerschaften, welche die innern Gegenden des Landes bewohnen und deren Zahl sich immer mehr vermindert, bemerken wir die Cariben (fälschlich Caraiben genannt), von welchen wir schon oben S. 238 einige Nachricht mitgetheilt haben, indem sie zur Zeit der Entdeckung Westindiens im Besitze der sämmtlichen
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